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Genug Album Texte

Das Album "Genug!?"

Mazar i Sharif - 2017

Genug !? - Album Songtexte und mehr

Hier findet Ihr die Songtexte und Hintergrundgeschichten dazu.

ACHTUNG - TRIGGERWARNUNG

Die Texte können bei PTBS belasteten Personen

tiefe Gefühle, Emotionen, Flashbacks oder mehr auslösen.

Wenn Ihr die Texte lest, dann macht dies zusammen mit einer 

Vertrauensperson, oder ruft einen Kameraden/Kameradin an,

der Ihr Euch anvertrauen könnt

Die Songs, ihre Texte und Geschichten

Das Jesse Cole dafür bekannt ist, tiefgründige Texte mit einer Botschaft zu schreiben ist denen, die ihn kennen bekannt. Hier offenbart er in dem Album selbst erlebtes, Geschichten, die auf Erlebnissen anderer Personen beruhen, oder geschichtlichen Ereignissen, die in den letzten Jahren passiert sind. Der Songwriter hinterfragt, zeigt auf, klagt an, aber ist immer auch bemüht eine positive Message rüber zu bringen und die Menschen zum Nachdenken anzuregen.

Genug Jesse Cole

"Der Krieger" ein Gedicht

Der erste Song des Album ist kein Song, sondern ein Gedicht, dass das Erlebte von Jesse erzählt. "Der Krieger" ist eine tiefgründige Reise in seine persönlichen Erfahrungen mit der PTBS. Verstärkt wird das Gedicht durch die mystische Musik und Soundeffekte.

 

So wie er sind viele der Soldaten - Soldatinnen, Einsatz - Veteranen und Veteraninnen mit PTBS belastet. Es geht hier um das Verständnis was in einem vorgeht, aber auch zum Schluss die Erkenntnis von Jesse, dass man ohne Hilfe aus diesem Strudel und Sog nicht allein raus kommt. Es bedarf viel Verständnis der Personen um einen herum, denn oft können sie den Zustand der Person nicht nachvollziehen.

Jesse hat nach dem Ausbruch seiner PTBS insgesamt 35 Therapeuten und Ärzte angeschrieben. Gemeldet hatte sich keiner. Erst die Gespräche mit seinem Freund Nick, der selber US Veteran ist, haben eine Last von seiner Seele genommen. Aber am Wichtigsten war die Musik, mit der er das ausdrücken konnte, was ihn quälte und das liebevolle Verständnis seiner Partnerin.

Der Krieger

 

Wenn die Dunkelheit mich still umgibt

Und ich auf dem Boden lieg

Dann fall ich in den dunklen Schlund

Wo Leere ist am tiefen Grund

 

Dämonen mich nach unten zerren

Ins finstre Loch die Seele sperren

Die Qualen mir die Luft berauben

Und Feuerrösser mich anschnauben

 

Zu tausenden sie stehn dort unten

Die Helden deren Welt versunken

Die stillen Zeugen aller Schlachten

Die viele Jahre hier verbachten

 

Jetzt teil ich mit ihn meine Mähr

Gesenkt den Kopf mit Schild und Speer

Wo Schwerter rhythmisch Schilde Klopfen

Und Blut von rost‘gen Klingen tropfen

 

So steh ich da wie einst geschaffen

Und höre die Dämonen lachen

Denn

Ich bin der Krieger in dir

Ich bin der Kampf der in dir tobt

Ich bin das Chaos, dass dich runter zieht

Ich bin die Hölle des Krieges

 

Doch strahlend Licht von oben fällt

Und all das dunkle von mir grämt

Mit helfender Hand stehn meine Kameraden

Mein Bruder du sollst nicht verzagen

 

 

Wir stehen zusammen

Wir fallen zusammen

 

Semper communis  

 

©Jesse A.T.Cole 09.12.2022

"100 Tage" - es geht in den Einsatz

100 Tage erzählt die typische Situation vieler Einsatzveteranen. Man liegt im Bett, es gehen einem 1000 Sachen durch den Kopf, die Beziehung, Ehe wird auf die Probe gestellt bzw. belastet. Die Idee zu diesem Song kam Jesse durch das Gespräch mit der Frau von Wolf Gregis. Sie erzählte ihm wie es ihr erging, als ihr Mann im Einsatz war. 

Das Verständnis dafür, dass der Mann es für seine Pflicht hielt nach Afghanistan zu gehen, war nicht da und belastete die Beziehung. Die Angst ihn zu verlieren war natürlich groß und wenn noch Kinder im Spiel sind, wird es zur Belastungsprobe. 

Auf der Seite von ihrem Mann die Gedanken sie mit all den Problemen alleine zu hause gelassen zu haben. Die Routine im Einsatz, die Gebete und Hoffnung wieder heil nach Hause zu kommen. 

100 Tage

 

Ich lieg seit Stunden in zerwühlten Kissen

Find keinen Schlaf weiß ich werde Dich vermissen

Deine Worte kreisen wie ein Karussell

In meinem Kopf draußen wird es langsam hell

Das Gesagte liegt wie Blei in meinem Magen

Es bleiben nur dein Geruch und 1000 Fragen

 

 

Chor:

Morgen schon trenn uns über 1000 Meilen

Dein Gesicht wird meinen Weg begleiten

All die Tage wird ich deine Liebe missen

Habe nur dein Geruch in meinem Kissen

 

Routine Wüstensand sind täglich mein Begleiter

Und die Unendlichkeit zieht sich endlos weiter

Das Ungewisse ob ich heute überlebe

Das unaussprechliche vielleicht nicht überstehe

Zurück gelassen hab ich dich mit all den Sorgen

1000 Meilen weit zuhause ungeborgen

 

 

Brid:

1000 Meilen 100 Tage hier allein,

in 100 Tagen werd ich wieder bei dir sein

 

2ndChor:

100 Tage trenn uns über 1000 Meilen

Dein Gesicht wird meinen Weg begleiten

Morgen schon trenn uns über 1000 Meilen

Dein Gesicht wird meinen Weg begleiten

All die Tage wird ich deine Liebe missen

Habe nur dein Geruch in meinem Kissen

 

100 Tage Höllenqualen

100 Tage all die Fragen

1000 Meilen werde dich vermissen

100 Tage dein Geruch in meinem Kissen

 

©Jesse A.T.Cole 04.06.2022

"Tag für Tag" - die Rückkehr aus dem Einsatz

Nach seiner Rückkehr aus dem Einsatz als Personenschützer war das Leben nicht mehr das Selbe. Das Erlebte hatte tiefe Narben hinterlassen. Eine Leere und das Gefühl seinen Freund im Stich gelassen zu haben. Die Zweifel die Schuld daran zu tragen, nichts dagegen getan zu haben. Was folgte waren Alkohol, Drogen und Depressionen. 

Jesse wollte alles nur noch hinter sich lassen, es vergessen, tief im Inneren vergraben. Nachdem er dazu gezwungen wurde, den Eltern seines Freundes die Wahrheit zu erzählen was passiert war. Als er fertig war nahm die Mutter seines Freundes ihn in den Arm und meinte:" Jesse hör auf dir Vorwürfe zu machen. Es war nicht deine Schuld. Und es war noch nicht die Zeit für dich. Der liebe Gott hat noch eine Aufgabe für dich. Schau nach vorne."

 

Nach seiner Rückkehr nach Berlin packte er seine Koffer und ließ alles für 3 Monate hinter sich in den endlosen Wäldern und Bergen der USA. Dort zog er mit Natives durch die Wildnis und fand sich selbst wieder. Nach einem Gespräch mit einem Medizinmann der Sioux erhielt er nach einer Zeremonie diese Worte:

"Jesse es war nicht Deine Zeit zu gehen. Du hast hier auf der Erde noch eine Aufgabe die Du erfüllen musst. Lass die Vergangenheit hinter Dich und schaue nach vorne".

Als 2011 die PTSB dann richtig ausbrach, wollte Jesse seinem Leben ein Ende setzen. Er war schon auf dem Weg in den Garten, als ihn ein Anruf davon ab brachte. Jahre später meinte sein Freund Nick: " Es war noch nicht Deine Zeit Jesse, denn Du hast wohl noch eine Aufgabe hier".... Life is a bitch 

Tag für Tag beschreibt die Gedanken, Gefühle und Hoffnungen vieler Einsatzveteranen. Leider haben einige die Hoffnung verloren und sind den Weg des Selbstmordes gegangen. Sie haben ihr Leben für ihr Land riskiert, sie haben Opfer gebracht und erhalten dafür keinen Respekt oder Hilfe: Weder vom Dienstherr, noch von der Regierung, die sie in den Einsatz geschickt hatten. Denn wer aus dem System Bundeswehr ausgeschieden ist, ist auf sich alleine gestellt.

 

Denkt einfach einmal darüber nach: Wir lagen in den Kissen und haben die Freiheit genossen, während sie die Werte unseres Landes dort vertreten haben. Haben sie dafür nicht Respekt verdient ? 

Tag für Tag

 

Es sind Jahre vergangen, seid ich wiederkam

Seh den Fremden im Spiegel, ausgebrannt steht er da

In den Augen die Leere, seine Seele gestohln

seine Narben nicht sichtbar, sind in der Hölle verlorn

tief in mir alles vergraben

das erlebte

konnt es nicht ertragen

 

Habe mich jung verpflichtet, ohne zögern gefolgt

Wollt die Welt mit verändern, das tat sie mit mir auch

Jeden Tag quäln mich Bilder, lassen mir keine Ruh

Ertrinke in Schmerzen, doch es hört keiner zu

Ich steh mit dem Rücken zur Wand

Wo ist der Engel der ausstreckt die Hand

 

Ich bin im Einsatz zerrissen, meine Seele verschlissen

Aus dem Leben gerissen, Tag für Tag

Ihr lagt in euren Kissen, ohne schlechtes Gewissen

Habt die Freiheit genossen, Tag für Tag

Meinen Farben meinem Land treu gedient

Anerkennung und Respekt hab ich mir verdient

Tag für Tag

 

Kann den Alltag nicht leben, bin dem Wahnsinn ausgesetzt

Will nur mein altes Leben habt mein Opfer nicht geschätzt

 

Ich bin im Einsatz zerrissen, meine Seele verschlissen

Aus dem Leben gerissen, Tag für Tag

Ihr lagt in euren Kissen, ohne schlechtes Gewissen

Habt die Freiheit genossen, Tag für Tag

Ihr habt uns in die Hölle gesandt

Wo seid Ihr

Mit helfender Hand

Tag für Tag 

 

© Jesse A.T.Cole 10.09.22

© Jesse A.T.Cole 13.01.23

"Sand in meiner Seele" - der Veteranensong

"Sand in meiner Seele" ist der Titelsong des Albums "SAND - Some Are Never Done", das in Co-Operation mit dem Autor Wolf Gregis entstand. Jesse hatte Wolf Gregis vorgeschlagen einen Soundtrack zu seinem Buch "Sandseele" zu produzieren und bat Wolf doch mal Stichpunkteweise alles zum Buch und die Entstehung nieder zu schreiben, so dass er einen Song dazu machen könne. Wolf meinte:" Jesse der sollte aber in deutsch sein. Das spricht mehr Leute an und sie verstehen dann was du singst". 

 

"Haha, du bist gut, da sitze ich ja Ewigkeiten dran" erwiderte Jesse.

 

2 Stunden nach dem Telefonat war der Song fertig und bewegte viele Herzen und Seelen der Einsatzveteranen. "Das ist die Hymne der Einsatzveteranen" schrieb ein Kamerad, "Endlich mal jemand, der die Wahrheit sagt und das ausspricht was uns bewegt". Diese und viele weitere Kommentare und Danksagungen kamen nach Veröffentlichung des Songs 2021, genau 10 Jahre nach Ausbruch der PTBS bei Jesse.

Sand in meiner Seele

 

Sand in meiner Seele

Sand fließt durch mein Blut

Werd ignoriert in meinem Lande

Werd verleugnet und verdammt

In meinem Land

 

Mit stolz trug ich die Farben

Meines Glückes Unterpfand

Entsandt in Länder weit und fern

Mein Feuer erstickt’n sie im Kern

 

Tief im Dunkeln, tief im Sand

Ausgehölt und ausgebrannt

Meine Seele und mein Herz

Fühl meiner Brüder ihren Schmerz

Treu gedient und doch verlor’n

Unter’n Teppich, unverhohlen

Werfen drüber das Gewand

Tiefes Schweigen und verbannt

Tief im Sand

 

Vieles wurd von uns gefordert

Gaben alles und noch mehr

Manche kamen nicht nach Hause

And’rer Seelen kalt und leer

 

Keine Ehre uns erwiesen

Die Versehrten ignoriert

Sind uns selber überlassen

In dem Kampf den jeder führt

 

28.05.2021 © Jesse A.T. Cole

"Ist das normal?" - Nein ist es nicht

"Ist das normal ?" Diese Frage hatte sich der Songwriter schon mehrere Jahre gestellt, nachdem er mitbekam, wie die Soldaten der Bundeswehr, ihre Veteranen hier von der Regierung, der Bundeswehr selber aber auch von der Gesellschaft behandelt wurden.

2021 kehrten das letzte Kontingent der Bundeswehr aus Afghanistan nach Deutschland zurück. Am Flughafen weder eine Verteidigungsministerin, noch die Kanzlerin um die Soldaten in Deutschland zu empfangen. Ein Trauerspiel ohne gleichen. 

Ebenso die Rückführung der Mahnmals aus dem Camp Marmal  - Masar- i Sharif Afghanistan - im Mai 2021. Keine Ehrengarde, keine Delegation, nichts...... Außer 2 Einsatzveteranen der Recondo Vets Germany MMC, die den Stein von Leipzig bis nach Potsdam zum Wald der Erinnerungen begleiteten.

Aus dem Ausland kamen viele Anfragen bei dem Songwriter von Einsatzveteranen aus USA, Kanada und der EU ein, die fragten: Hey Jesse was ist denn da bei Euch los? Das ist ja unfassbar. Wie respektlos kann man sein ?". So und andere Fragen kamen per Email. 

 

2017 stand Jesse genau vor diesem Stein im Dezember im Camp Marmal. Er steht für die Menschen, die im Dienst das Leben verloren haben für unser Land. 

Ist das normal ?

 

Deine rauhe Oberfläche

Im heißen Wüstensand

umrahmt von einer Mauer

So hab ich Dich kennen gelernt

Fahnen gesetzt auf Halbmast

Grüner Ehrenkranz

Holz bedeckt mit Schwarz Rot Gold

Steh’n in Reihe Hand an Hand

 

Und keiner von uns weiss

Wohin die Reise geht

Wir hoffen, zittern, bangen

Nicht liegend Heim zu kehrn

Das Opfer das wir bringen

Sind keine Helden

Sind normal

Wird zu Haus nicht wahrgenommen

Ist das normal

Das ist normal

 

Die Kameraden die dort liegen

Die Hand zum Gruß geführt

Still ziehen die Gedanken

Die ein jeder in sich führt

Und wir wissen all zu gut

Um der Trauer fern zu Haus

Die Herzen eng verbunden

Mit Eltern, Kind und Frau

 

Bridge

Der Sand in uns’rer Seele

Wird zum Alltag deckt uns zu

Afghanistan bleibt stehts ein Teil

Der Wunden gibst nie Ruh

 

 

02.10.2021 - © Jesse A.T. Cole

  

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